Martin walser literaturhaus münchen

wendung, drehung
1. Den Widerstreit von Interessen hat er hinter sich gelassen, Gegner und Feinde auch, sein Wesenswunsch ist, sich herauszuhalten, zu schweigen, zu verstummen. Glaube ich. Am liebsten starrt er auf eine leere, musterlose Wand, sie bringt die Unruhe in seinem Kopf zur Ruhe. Seine Frau nennt ihn mal Memle, mal Otto, mal Bert, er versucht zu erkennen, wie aus Erfahrungen Gedanken werden.

Moderation: Reinhard G. Wittmann


Ein Film von Karin Becker, © Literaturhaus München

 

Seine Mutter tauft ihn Anton und nennt ihn Percy.

folgende Filmbeiträge komplett zu sehen:
»Man erholt sich«, Regie: Helmut Jedele, Drehbuch: Martin Walser und Peter Adler, ca. So nah am Rand der Formlosigkeit, ja so entfesselt hat Martin Walser noch nie geschrieben.

»Mir geht es ein bisschen zu gut. Das war mein Zustand: Ich merkte, dass mich auch das Umständliche nicht mehr interessierte.

Neben dieser Vielzahl von Filmen von und über Walser, die von einem Audioguide-System unterstützt werden, gibt es Fotos, Briefe, Erstausgaben und Manuskripte aus dem Privatarchiv des Schriftstellers und es werden erstmals die Tagebücher Martin Walsers gezeigt, die einen wunderbaren Einblick in sein Handwerk des Schreibens geben.

FILMVORFÜHRUNGEN
Neben den zahlreichen Filmausschnitten, die die zehn Themenkomplexebegleiten, gibt es im Kino der Ausstellung u.a.

Damit hat die Welt sich eingenistet in dir. Martin Walser präsentiert seinen neuen Roman – als Höhepunkt und Abschluß der Saison – zusammen mit Literaturhauschef Reinhard G. Wittmann.

Martin Walser ist einer der bekanntesten, der streitbarsten, aber auch der umstrittensten Schriftsteller in Deutschland.

Die Briefe schickt sie nicht ab, doch sie liest sie ihrem Sohn vor. 30min (HR 11.10.1998) und »Die Aussprache«, Ignatz Bubis und Martin Walser, ca. Als Patient wird, nach einem Selbstmordversuch, Ewald Kainz eingeliefert.

»Muttersohn« erzählt von der Liebe, dem Glauben und der Macht der Sprache und von der Kunst, Motorrad zu fahren. Jahrelang schreibt sie Briefe an Ewald Kainz, der auf den Stufen des Neuen Schlosses in Stuttgart eine politische Rede hielt.

Martin Walser wird in zehn thematischen Stationen (Heimat am See, Der junge Reporter, Schriftsteller werden, Die Anselm-Kristlein-Trilogie, Politik, Die Wunde namens Deutschland, Auschwitz und die Folgen, Wirkungen, Unterwegs, Leben und Schreiben) zu sehen sein, als Interviewpartner, als Redner, als Vorleser, als Filmemacher. Genau weiß ich nichts.

rank, namentlich auch im wettlaufe und bei der jagd, die wendung, die
der verfolgte nimmt, um dem verfolger zu entgehen
aus: Deutsches Wörterbuch von JACOB und WILHELM GRIMM

»Mit der Unwahrheit ein Glückskunstwerk zu schaffen, das ist die menschliche Fähigkeit überhaupt.«

Wer sagt das?

60min, (SWR 21.3.2002)

»Paulskirchenrede« ca. schweiz. Er wird Krankenpfleger im psychiatrischen Landeskrankenhaus Scherblingen. 97min, (SDR)

»Das Einhorn«, Regie: Peter Patzak, Drehbuch: Martin Walser, mit Peter Vogel, Gila von Weitershausen, Christiane Rücker u.a., Länge 104min, (Verleih Warner Columbia)

Moderation: Jörg Magenau

rank, m.

Seit dieser Satz mich heimsuchte, interessierte ich mich nicht mehr für Theorien. Sie ist Schneiderin, lebt allein. Es kommandierten die Theorien, jede mit einem Extra-Erlösungsversprechen. Alles Besitzergreifende mied ich mühelos. »Antisemitismus«. Du warst nicht mehr du, sondern der, der alles genau wissen wollen musste. Sie möchte ihn hinter den Gerüchten, die ihn umstellen und verbergen, kenntlicher machen und dazu beitragen, fixierte Vorurteile in Frage zu stellen.
Dabei setzt sie bei diesem medial agierenden Autor verstärkt auf bewegte Bilder.

Dann der weniger berühmte Professor: Molière habe nicht gegen die Jesuiten geschrieben, sondern gegen die Jansenisten. Molière habe gegen die Jesuiten geschrieben, sagte der berühmte Professor. 30min, (Sommer 1953, erster Fernsehfilm des SDR)

»Eine Deutschlandreise«, Film von Frank Hertweck, ca. rank, wendung, krümmung des weges
2.

Allmählich waren diese Verführungsfeuerwerke der Theorien erloschen.«

Martin Walser »Statt etwas oder Der letzte Rank«

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Keiner hat die Öffentlichkeit so stark polarisiert wie er. Von den Debatten um die Paulskirchenrede (1998) und den Roman »Tod eines Kritikers« (2002) sind jedoch nur ein paar irreführende Schlagworte übriggeblieben: »Wegschauen« und »Schlussstrich« bzw.

Hinter den Skandalen aber ist das Werk und der Lebenslauf eines exemplarischen Intellektuellen aus dem Blick geraten.
Die Ausstellung hat angesichts dieser Situation die paradoxe Aufgabe, einen berühmten und viel zitierten Autor wiederzuentdecken. Und ich habe das nicht gemerkt, nicht gewusst. Dazu war ich von selbst gekommen.